Stadt Wien und Bundesdenkmalamt haben den Bau einer Konzerthalle im bestgeschützten Park Österreichs bewilligt.
Die Freunde des Augartens, das Josefinische Erlustigungskomitee sowie erzürnte Bürgerinnen und Bürger machen gegen den Bau unbeeindruckt mobil. Zahlreiche Aktionen (Pro Fest!, Pflanzereien etc.) sind geplant.

Ende April ist in erster Instanz ein positiver Bescheid über den Bau der Sängerknaben-Konzerthalle im Wiener Augarten ergangen.
Die Beeinspruchung der AnrainerInnen, vertreten durch Anwalt Mag. Georg Bürstmayr, erfolgte Dienstag, 5. Mai.
Im Anrainerverfahren zum geplanten Bau der WSK-Konzerthalle am Augartenspitz hat die Baubehörde MA 37-BB die eingereichten Pläne positiv beurteilt. Auch ein positiver Bescheid durch das Bundesdenkmalamt liegt – zum Entsetzen der Park- und Denkmalschützer – nun vor.

Die Interessensabwägung des Bundesdenkmalamtes ist in mehreren Punkten fragwürdig. So wurde die Begründung des Bauwerbers, dass die „eingehende Suche“ nach Standortalternativen scheiterte, ungeprüft übernommen, obwohl gerade diese Begründung sehr wackelig ist. Außer den von den WSK genannten geprüften Varianten gäbe es noch mindestens vier bessere, mehrfach vorgeschlagene Möglichkeiten (z.B. Neubau am Areal des Nordwestbahnhofgeländes, Neubau im Bereich der Wirtschaftsuni beim Messegelände, Nutzung der Getreidebörse, Nutzung des Theaters im Nestroyhof, Nestroyplatz 1).
Laut aktueller Planung sollen (entgegen älteren Entwürfen) die Augartenmauer und das Pförtnerhaus am Augartenspitz erhalten werden. Dies trifft allerdings nur bedingt zu. Denn die vorgeschriebene „Erhaltung der historischen Substanz“ ist bei näherer Betrachtung eine Mogelpackung: Beispielsweise müssten laut Veranstaltungsstättengesetz für die Notausgänge der WSK-Halle drei Öffnungen in die Augartenmauer (Seite Castellezgasse) gemacht werden – viel bleibt dann von der Umfassungsmauer des Parks nicht mehr übrig. Auch Stellplätze und Radweg auf dieser Seite der Castellezgasse scheinen unter diesen Umständen Geschichte. Außerdem soll das Portiershäuschen „entkernt“ und an der hinteren Seite geöffnet werden. „lediglich im Rahmen einer der zweckentsprechenden Nutzung angepassten Adaptierung“ sollen Eingriffe erfolgen – was bedeutet: Entfernung von Zwischenwänden, teils auch von Aussenwänden, Veränderung von Fenster- zu Türöffnungen zur Unterbringung von Foyer, Kassa und Café, sowie Errichtung von zwei neuen Kellergeschoßen für Sanitär-, Garderobe- und Technikräume. Fazit der protestierenden Initiativen Freunde des Augartens und Josefinisches Erlustigungskomitee: Es bleibt fast nichts übrig von der originalen Substanz!

Durch den Einspruch der AnrainerInnen kann der geplante Bau einige Zeit (zwei Wochen bis mehrere Monate, abhängig vom Arbeitsaufwand der Bauoberbehörde) aufgeschoben werden. „Wir werden im Sinne der Josefinischen Erlustigung unsere Festsetzung fortsetzen!“, so Raja Schwahn-Raichmann, Doyenne der „Augarten-Spitz-Szene“, die in den letzten Monaten mit zahlreichen Helferinnen und Helfern „auf den Barockaden“ war und ihre Variante vom „bürgerlichen Lust- und Ziergärtnern“ inklusive Dachs, Hollerbusch und sinnlicher Bepflanzung vor Ort umsetzt. Der „Pflanzerei von oben wird eine Pflanzerei von unten entgegengesetzt“, meint Raja Schwahn-Raichmann weiter.

Mittlerweile sind tausende Wienerinnen und Wiener der Ansicht, dass der Augartenspitz einer anderen Nutzung als einer Verbauung durch einen privaten Verein zugeführt werden sollte: Täglich finden sich BürgerInnen aus verschiedensten Bezirken Wiens am Augartenspitz ein. Sie machen ihrem Zorn über die Missachtung wesentlicher Bedürfnisse der Bevölkerung Luft. Sollte die Politik ihre Fehler nicht korrigieren und die Priorität – Park ist gleich Erholungsraum – weiterhin ignorieren, werden die BürgerInnen darauf gebührend antworten: an den Wahlurnen!

Bilddownload

wsk-schraegvonoben F117

Tarnkappenbomber Lockheed F-117 Nighthawk
(download von de.wikipedia.org, public domain)
Modell des Konzertsaals

(download von http://www.wsk.at, honorarfrei, Bildnachweis: archipel Wien)

Rückfragehinweis

www.baustopp.at
Verein Freunde des Augartens
Mag. Eva Hottenroth
Tel.: 0699/19453841
Dr. Monika Roesler
info@baustopp.at